Apprendi V (2003) Wissenschaftler in Bestenlisten: ein Konzentrat an Genies. die-Besten-nennen 2: www.die-besten-nennen.de
© Vless Ebersberg, 2003
 

 

Wissenschaftler in Bestenlisten: ein Konzentrat an Genies

 

Geschichtliche Personen wie Archimedes, Descartes, Galilei, Newton, Pascal, von Haller, von Leibniz oder von Goethe als Genies zu bezeichnen, gibt kaum Anlass zum Zweifel an der Rechtfertigung. Diesem Personenkreis, dem man höchste gestalterische Kraft zuschreibt, konkrete noch lebende Wissenschaftler zuzuordnen, stößt eher auf Skepsis. Dabei haben wir heute eine Dichte an Genies wie nie zuvor in der Geschichte der Menschheit.

Aus der Bestenliste der Wissenschaftler der deutschsprachigen Medizin dürfte fast jeder dazu gehören.


Heute mehr Genies denn je

Zur Einschätzung dieser Lage sind folgende Tatsachen nüchtern, d.h. ohne Verklärung von Genialität, zu berücksichtigen:

·      Der Anteil der Menschen, die ihre Begabungspotenziale weitgehend ausschöpfen können, ist heute weit größer als in der Vergangenheit [2]. Dazu tragen eine günstige Ernährung und Ausbildung bei.

·      Der Wert hoher geistiger Leistungen wird hoch eingeschätzt. Schon die Schulen sind darauf eingestellt und geistig Leistungsfähige werden ständig weiter gefördert, über Universitäten bis zu Berufen als Wissenschaftler.

·      Schon weil 85 % der Wissenschaftler aller Zeiten noch leben [4], ist das Potenzial an geistigen Höchstbegabungen zahlenmäßig höher als bei denen, die in der Vergangenheit wissenschaftliche Leistungen erbrachten.

·      Beiträge, die den wissenschaftlichen und technischen Fortschritt fördern, werden gesucht. Die internationale Kommunikation ermöglicht schneller als früher, den Wert für die globale Forschung zu erkennen. Außerdem fallen kreative Arbeiten wegen der großen Zahl der weltweit tätigen Wissenschaftler, die sich oft nicht persönlich kennen, weniger als früher Rivalitäten zum Opfer.

 

Die Personen aus dem deutschsprachigen Medizinbereich sind unter „Die IQ der Genies aller Zeiten“ nach Merkmalen untersucht worden, die den Genies zugeschrieben wurden. Hier das Ergebnis:

 

Merkmal von Genies

 

Eigenschaften der Topmediziner

Intelligenz

 

obligatorisch*: Mindest-IQ 135 bis 140 [3]; IQ 145 bis 160 [1]

Durchschnittlicher IQ ca. 156 (Seltenheit 1: 10.000; siehe Beitrag „Die IQ der Genies aller Zeiten“)

Weitere Eigenschaften bei einigen Genieforscher nur fakultativ

 

 

Originalität

sehr hoch

 

Danach ausgewählt, dass sie erhebliche Beiträge zum Fortschritt der internationalen Wissenschaften leisten: diese enthalten immer Neues

Engagement

sehr stark

 

Viele Jahre auf einem Gebiet tätig; äußern sich durch Manuskripte, deren Erstellung und Publikation viel Einsatz erfordert

Durchsetzung

sehr ausgeprägt

 

Behauptung unter vielen Konkurrenten weltweit

Anerkennung der Leistung als erheblicher Beitrag zum Fortschritt von Kultur oder Wissenschaft

Faktische Bestätigung durch Fachkollegen dadurch, dass sie auf den Leistungen aufbauen; häufig zusätzlich Ehrungen, wissenschaftliche Preise

 

* nach Auffassung einiger Intelligenzforscher schon hinreichend, um Genie zu charakterisieren [3]
 

 Warum das einzelne Genie nicht mehr oder noch nicht auffällt

Wenn sich relativ viele der heute lebenden Personen nach ihren Fähigkeiten und Leistungen mit den Genies der Vergangenheit vergleichen können, stellt sich die Frage, warum wir sie nicht so deutlich erkennen. Dafür mögen mehrere Gründe verantwortlich sein:

·      Bei Lebenden sind noch Misserfolge und menschliche Schwächen präsent. Das Bild über sie ist nicht davon abstrahiert und mit nur Positivem assoziiert.

·      Erinnerung vergröbert: Sie behält nur die Wichtigsten und vernachlässigt deren kongeniale Mitstreiter und Widersacher.

·      Die Wirkungen sehr origineller Leistungen benötigen auch in den heutigen Wissenschaften oft viele Jahrzehnte bis zur Durchsetzung. Dies trifft selbst für Fachkreise zu. So werden die Arbeiten, die zu Nobelpreisen führen, im Mittel 15 Jahre vorher veröffentlicht [5].

·      Die grundlegenden Erkenntnisse, Methoden und Erfindungen, die noch relativ viele Menschen verstehen, sind in vielen Gebieten bereits erfolgt. Heute geht es um originelle Leistungen auf dieser Basis. Sie sind deshalb spezieller als früher. Der Wert ist meist nur noch durch Fachkollegen einschätzbar.

·      Weil es heute weit mehr Menschen mit hoher geistiger Leistungsfähigkeit und Gestaltungskraft als je zuvor gibt, fällt der einzelne Geniale nicht mehr so auf.
 

Eine Informations- und Wissensgesellschaft braucht Wissenschaftler als Vorbilder

Die Namen genialer Wissenschaftler zu nennen, hat in einer Gesellschaft besonderen Wert, deren gegenwärtiges und zukünftiges Wohlergehen wesentlich von der Leistung seiner Wissenschaftler und Ingenieure abhängt, und die sich anschickt, die Hälfte der Schüler mit dem Abitur abschließen zu lassen.

Diese brauchen auch Vorbilder für ihre Ausbildung und den Folgeweg durch die Universitäten bis auf Wissenschaftler- und Ingenieurstellen. Adäquate Vorbilder können nicht Olympiasieger im sportlichen Gebiet sein oder Megasterne im Schauspielgeschäft und Spitzenmoderatoren im Fernsehen. Andererseits sind auch Archimedes, Descartes und Goethe nicht mehr zeitgemäß.

Statt dessen haben etwa die Hälfte der Bürger sicherlich mehr von Informationen über oder gar Kontakten mit geistig höchst leistungsfähigen und erfolgreichen Personen, die ihr Leben in der heutigen Umgebung führen. Diese sind nicht die Gesprächspartner von Fernsehmoderatoren, die in Gesundheits- und Wissenschaftssendungen nur fachlich Bekanntes wiedergeben - an diesen können allerdings pädagogisch Interessierte viel lernen. Sondern es sollten die sein, die darüber berichten, womit und wie sie selbst die Medizin, Wissenschaft oder Technik weitergebracht haben. – Viele davon finden Sie in den Bestenlisten „Die Top-Mediziner“.

 

Literatur

[1] Eysenck, H.J.: Genius: The natural history of creativity. Cambridge: Cambridge University Press, 1995.

[2] Flynn, J.R.: Massive IQ Gains in 14 Nations: What IQ Tests Really Measure, Psychological Bulletin 101 (1987) 171-191.

[3] Pawlik, K.: Genie. In: Arnold, W., Eysenck, H.J., Meili, R. (Hrsg.) Lexikon der Psychologie, Bd. 1, Herder: Freiburg - Basel - Wien, 1993, 10. Aufl.

[4] Price, D. De Solla: Little Science, Big Science. Von der Studierstube zur Großforschung. Suhrkamp: Frankfurt/M., 1974.

[5] Zuckerman, H.: Scientific Elite: Nobel laureates in the United States. Free Press: New York, 1977.

 

 

Victor Apprendi

Stand: 14.05.2003